Politische Bildung <3 digitale Gesellschaft.

Politische Bildung liebt digitale Gesellschaft. 

Rund 100 Teilnehmende nutzen die Möglichkeit, sich bei der Tagung „Politische Bildung <3 digitale Gesellschaft“ am 01. und 02. Oktober 2020 in Hannover und online über neue Methoden und innovative Zugänge zu neuen Zielgruppen in der Bildungsarbeit auszutauschen.

Die Veranstaltung wurde von der Niedersächsischen Landeszentrale in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung durchgeführt. Sie fand im Stephansstift/Zentrum für Erwachsenenbildung in Hannover und zugleich als Online-Angebot per Livestream statt. Die Journalistin Alice Hasters führte die Teilnehmenden als Moderatorin durch das Programm.

An zwei Tagen referierten zahlreiche Expert_innen aus den Bereichen Medien und Bildung in Vorträgen und Workshops über Themen wie „Künstliche Intelligenz“, „Digitale Beteiligung“ und „Digitale Ungleichheit“. Eine besondere Rolle spielte dabei die Einbindung vorhandener medialer Angebote, wie YouTube-Clips und Podcasts, in die politische Bildungsarbeit.

Ergebnisse der Tagung

Das Internet bildet einen großen, diversen und sozialen Kommunikations- und Vernetzungsraum. Im Hintergrund agieren Konzerne, die Maschinen und Techniken einsetzen, um eine komplexe Datenökonomie zu betreiben: Bei jedem Klick und jeder Handlung sammeln und kontrollieren sie Daten. Gesellschaftlich vorhandene Machtverteilungen und Diskriminierung fließen auch in Algorithmen ein. Doch wie funktioniert die Informationsverteilung im Netz technisch überhaupt? Wer kontrolliert sie wirklich und wo bleibt das Recht auf die informationelle Selbstbestimmung? Betreffen diese neuen Mechanismen auch die politische Meinungsbildung der Öffentlichkeit? Welche Machtasymmetrien zeichnen sich ab? Wie kann eine rassismuskritische politische Bildung in diesem Feld aussehen?

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Gapski: Individuum, Digitale Gesellschaft und Digitale Medien stehen in wechselseitigen Beziehungen. Diese sollen durch eine interdisziplinäre Neuverfugung innerhalb der politischen Bildung bedacht werden, um ein „starkes Subjekt“ im „soziotechnischen Projekt“ zu fördern.

Impuls 2 / Karabulut: Künstlische Intelligenz greift auf Daten zurück, die aus der realen Gesellschaft stammen und kann Ungleichheiten somit verschärfen. Menschen, die Technik     programmieren, sollten dafür sensibilisiert sein. Außerdem braucht es Veränderungen auf struktureller, wie auch auf Individualebene.

Impuls 3 / Nocun: Grenzen zwischen Werbung und gezielter Manipulation verwischen. Algorithmen werden in vielen Bereichen unter Ausschluss von Betroffenen entwickelt. Da wir in einer strukturell rassistischen Gesellschaft leben, gibt dies Raum für datenbasierte Diskriminierung. Es braucht Schutz der Daten aus Solidarität.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

In der Gruppenarbeit wurden verschiedene Problemfelder diskutiert. Zum einen wurden Hindernisse in der Bildungsarbeit benannt, da die Technik stets weiter sei als die Bildungspläne. Zudem stellte sich die Frage ob es zunächst Wissen über eine digitale Gesellschaft braucht oder ob der Mensch erst innerhalb dieser digitalen Welt handeln muss um sich (selbst) aufzuklären. In Hinblick auf die konkrete Bildungsarbeit wurde u.a. eine stärkere Zusammenarbeit mit Influencer_innen als Handlungsoption hervorgehoben.

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Die Landschaft der außerschulischen Bildung ist sehr heterogen und teilweise schwer zu überschauen, daher braucht es Netzwerkangebote um die Bildungsarbeit zu stärken und interessante Angebote sichtbarer zu machen. Insbesondere für den Bereich der politischen Medienkompetenz müssen neue Netzwerke gebildet werden bzw. bestehende Netzwerke besser genutzt werden, um neue Formate für diese Themen zu finden. Dabei sollte im Mittelpunkt ein systematisches Erzählen von konkreten Beispielen, Geschichten und Lösungen, welche die medienbezogenen Lebensrealitäten der Zielgruppen treffen stehen, um das komplexe Themenfeld der Digitalisierung und Technik zu dekonstruieren.

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Um den Umgang mit den eigenen Daten grundlegend zu bearbeiten, sei es notwendig, die Menschenrechte in den Vordergrund zu stellen und den Solidaritätsaspekt herauszustellen. Es gehe nicht darum, dass Jugendliche sich selbst und ihre Aktivitäten verbergen müssen, sondern dass sie selbstbestimmt und dabei solidarisch mit benachteiligten Gruppierungen agieren, welche aus guten Gründen ihre Daten schützen dürfen sollten.

Empfehlungen

Podcast: Diskriminierung durch Technik

Buchempfehlung: Katharina Zweig, Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl

Künstliche Intelligenz (KI) gehört zum integralen Bestandteil unserer heutigen Lebensrealität, die vielseitige Entwicklungen nach sich zieht.
Immer häufiger werden Entscheidungsprozesse in algorithmische Systeme ausgelagert – durch die Polizei oder vor Gericht, in Schulen und in Bewerbungsverfahren, in Ämtern und an Grenzübergängen. Denn die Technologien scheinen nicht nur effizienter und somit profitabler, sondern auch objektiver als der Mensch. Aber sind sie das wirklich?
Mit diesem Workshop wollen wir die Strukturen hinter algorithmischen Entscheidungssystemen untersuchen. Wir wollen darüber diskutieren, warum deren Design nicht neutral sondern normativ ist, und wie KI-Systeme strukturelle Diskriminierung in unserer Gesellschaft reproduzieren und verstärken. Am Beispiel verschiedener Tools erkunden wir bestehende Machtverhältnisse und Formen der Diskriminierung, die sich in den Tools widerspiegeln.
Wie wollen wir heute (mit Technologie und ohne) gestalten, um eine gerechtere Welt für morgen zu schaffen? Welche Ansätze in der politischen Bildungsarbeit inspirieren uns? Welche Werte sind uns wichtig? Unsere Gedanken wollen wir gemeinsam diskutieren und teilen.

Zusammenfassung des interaktiven Impulses

Die Referentinnen diskutierten die Auswirkungen Künstlicher Intelligenzen auf die Gesellschaft beispielhaft an dem Anwendungsfeld des Personal Recruiting. Große Unternehmen nutzen KI-Software, um automatisiert die passende Besetzung für eine freie Stelle zu finden. KI-Systeme „verhalten“ sich dabei regelmäßig diskriminierend, indem sie bestimmte soziale Gruppen unabhängig von ihrer fachlichen Kompetenz aussortieren. Die Teilnehmenden erarbeiteten, dass Programmierfehler und damit individuelles diskriminierendes Verhalten allein dieses Phänomen nicht erklären. Algorithmen reproduzieren und verstärken vielmehr etablierte, diskriminierende Personalentscheidungen. Als weiteres Beispiel für durch Daten-Ungleichheit verursachte strukturelle Diskriminierung besprach die Gruppe Facial Recognition Tools, die die Gesichter schwarzer Menschen nicht erkennen können, wenn die Entwickler_innen mit weißen Menschen als Norm arbeiten.

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Floria Moghimi appellierte, bildungspolitische Einrichtungen dürften keine Berührungsängste mit technischen Neuerungen haben. Der Wunsch nach mehr Schulungsangeboten für Multiplikator_innen zu den Themen Künstliche Intelligenz und Data Justice wurde dabei seitens der Teilnehmenden geäußert. Im Verlauf der Veranstaltung wurde deutlich, dass bei der Vermittlung technischer Themen besonders auf eine einfache Sprache geachtet werden muss. Auch die eingesetzten Methoden zur Vermittlung müssen zeitgemäß und attraktiv ausgestaltet werden.

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Individuell und in Organisationen müsse Anti-Rassismus als Haltung entwickelt werden. Künstliche Intelligenzen treffen keine Entscheidungen, die frei von Diskriminierung seien, deswegen müsse dieses Problem in der politischen Bildungsarbeit sichtbar(er) gemacht werden. Die Sensibilität für Diskriminierung müsse in der Gesellschaft so groß sein, dass sie auch von KI getroffene Entscheidungen in diesem Kontext kritisch hinterfragt. Das Einstellungsverhalten der eigenen Organisation müsse ebenfalls selbstkritisch reflektiert werden.

Verschwörungsideologien, Manipulationen und Falschmeldungen – die digitale Gesellschaft ist stark anfällig für Desinformationen. Das lässt das Enthüllen von (Un)Wahrheiten zu einer neuen Herausforderung werden. Der Anspruch des aufklärerischen Journalismus zur gesellschaftlichen Meinungsbildung ist somit einem grundlegenden Strukturwandel ausgesetzt. Eine wesentliche Rolle spielen die Möglichkeiten interaktiver und teilhabebasierter Kommunikation im Internet, die das Rollengefüge zwischen Medienschaffenden und ihren Empfänger_innen verändern. Denn dabei verlieren die klassischen Medien im digitalen Zeitalter zunehmend ihre Funktion als sogenannte Gatekeeper: Klassische Medien sind längst nicht mehr die einzigen Akteur_innen, die maßgeblich die Selektion, Gestaltung und Verbreitung von Nachrichten bestimmen. Die Nutzer_innen der digitalen Medien können selbst zu Produzierenden und Interpret_innen ihrer jeweils eigenen Wirklichkeit werden.

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Hierse: Journalismus müsse sich im Zuge der Digitalisierung mehr selbst erklären. Die Möglichkeiten der Interaktion nehmen zu – das gibt die Chance auf Selbstkritik zu reagieren und mehr Menschen den Raum zu geben sich einzubringen. „Leisere“ Stimmen bräuchten klassische Medien nicht mehr als Verstärker.

Impuls 2 / Schemmerling: Digitale Medienbildung sensibilisiert Jugendliche für Fake News, regt an, Handeln im Netz zu reflektieren und hilft, Netzkultur mitzugestalten. Peer-to-peer-Ansätze sind effektiv, aber es ist auch wichtig, dass Kinder sich an Erwachsene wenden können, wenn ihnen im Netz etwas komisch vorkommt. Daher ist politische Medienkompetenz kein exklusives Thema der Jugendbildung, sondern für alle Altersgruppen.

Impuls 3 / Schmitt: Angebote der politischen Bildung im digitalen Raum müssen Referentialität, Algorithmizität und Gemeinschaftlichkeit bedenken. In welchem Kontext erreiche ich meine Zielgruppe? Das Netz bietet die Chance mehr Leute zu erreichen, aber Sendeorganisation könnte von der Zielgruppe nicht akzeptiert werden.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Neue Konflikträume im Internet finden meist ohne pädagogische Begleitung statt und „Digital Immigrants“ können nicht immer Vorbild sein. In digitalen Räume veränderten sich Rollen und man tritt häufiger als Einzelperson, nicht als Vertreter_in einer Organisation auf. Nicht überall sei es leicht, an Referierende zu kommen: Digitalisierung kann bei der Suche helfen und digitale Workshops sind eine günstige Alternative. Für die Zielgruppe „interessierte Erwachsene“ fehlten allerdings oft Angebote der Medienbildung.

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Multiprofessioneller Austausch ist wünschenswert, aber die Selbstselektion für Veranstaltungen sei ein Problem. Viele Pädagog_innen würden durch ihre Institution in der Nutzung Sozialer Medien eingeschränkt und hätten deshalb Schwierigkeiten ihre Zielgruppen hier zu erreichen.

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Pädagog_innen werden nicht allein durch den Konsum von externen Bildungsmaterialien diversitätssensibel und können das Wissen daraus nicht immer weitervermitteln. Es reiche auch nicht aus, als einzige Maßnahme diversere Menschen an Bord zu holen, sondern alle müssen sich mit den Themen beschäftigen. Betroffene von Diskriminierung dürften nicht ungefragt zu Expert_innen gemacht werden.

Vom Hashtag auf die Straße?! Der schnelle und individuelle Zugang über das Internet eröffnet neue Einstiegsoptionen für politisches und zivilgesellschaftliches Engagement – besonders für Perspektiven und Menschen, die in klassischen Formen des Engagements kaum bis gar nicht vertreten sind bzw. werden. Aber wie weit reicht das Potential von digitalem Aktivismus? Lässt sich virtuelle Beteiligung und Mobilisierung in den realen Raum übersetzen? Welche Chancen ergeben sich besonders in Hinblick auf inklusives, nachhaltiges und rassismuskritisches Engagement? Und wo liegen die Grenzen des Netzaktivismus?

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Lauter: Durch die vorgestellte Bildungsplattform WeDECIDE.de des Landesjugendring Niedersachsen e.V. sollen junge Menschen mit niedrigschwelligen Angeboten zum gesellschaftlichen Engagement angeregt werden. Beispielsweise ermöglicht sie, Schnittstellen zu politischen Entscheidungsträger_innen aufzubauen.

Impuls 2 / Krauthausen: Im Engagement um Sensibilität für Barrierefreiheit und Inklusion arbeitet das Team der Sozialheld*innen aktiv daran, Belange von Menschen mit Behinderung den Blick der Öffentlichkeit bringen. Als unterrepräsentierte Gruppe nutzen sie das Internet, um sich über lokale Strukturen hinaus zu vernetzen.

Impuls 3 / Schindler: Rassismuskritischer Medienaktivismus und Community-Empowerment aus der Perspektive asiatisch- deutscher Menschen stehen auf der Agenda des gemeinnützigen Vereins Korientation e.V. Netzwerk für asiatische Perspektiven e.V. . Anlass für den Medienaktivismus gaben rassistische Berichterstattungen über COVID-19.

Impuls 4 / Hoppe: In ihrer Forschung geht Frau Dr. Hoppe u.a. der Frage nach, wie und wann die digitale Mediennutzung zu politischen Handlung in Offline-Räumen übertragen wird. Beispielsweise spiele die digitale Kommunikation und Vernetzung in Bezug auf Mobilisierung und Engagement in der Klimadebatte eine wichtige Rolle.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Es wird diskutiert und festgestellt, dass Engagement oft aus Betroffenheit entstünde. Menschen, die sich engagieren, seien auf persönlicher/ globaler/ lokaler Ebene häufig selbst betroffen. Digitale Räume können hier Anschlüsse zur überregionalen Vernetzung bieten und neue Diskurse anregen. Dies sei insbesondere für unterrepräsentierte Gruppen elementar.
Darüber hinaus verdeutliche die Verlagerung auf digitale Räume im Zuge der Corona-Pandemie auch die Wichtigkeit der politischen Arbeit im Internet.

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Zunächst werden digitalen Räumen sehr hohes Potential für die Politisierung (junger) Menschen zugesprochen. Als eine Herausforderung der außerschulischen Bildung im digitalen Raum wurde der Echokammer-Effekt diskutiert: Wie kann der Aktivismus nicht durch Filterblasen davon gebremst werden, eine vielfältige und große Gruppe von Menschen zu erreichen?
Gleichzeitig erhielten in Zeiten der Digitalisierung insbesondere Medienkompetenz-Schulungen eine wichtige Bedeutung für die Bildungsarbeit.

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Online-Räume können insbesondere marginalisierten Communities einen geschützten Raum bieten, Gemeinsamkeiten zu finden und zu nutzen. Diese Räume sollten auf formaler und informeller Ebene gestärkt werden – auch im Kontext pädagogischer, schulischer und außerschulischer Praxis. Die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten haben großes Potenzial, sich in den Offline-Raum zu bewegen und hier gemeinsam für die persönlichen, im hegemonialen Diskurs wenig beachteten Themen einzustehen.

Wenn es um demokratische Meinungsbildung geht, wirft die digitale Kommunikationskultur neue Herausforderungen und Fragen auf. So eignen sich etwa Kampagnen und Wahlen als gute Beispiele dafür, dass mit sozialen Medien und deren Diensten nachweislich Einfluss genommen werden kann. Auch neue Interaktions- und Einflussmöglichkeiten zwischen politischen Akteur_innen, gesellschaftlichen Gruppen und Bürger_innen spielen eine wesentliche Rolle: Creator_innen und Blogger_innen gestalten nicht nur unterhaltungsorientiere Inhalte, sondern positionieren sich auch in öffentlichen, politischen Debatten. Einfache Nutzer_innen erhalten im Netz eine Bühne und können ihre individuellen Positionen zu aktuellen Diskursen beitragen. Welchen Einfluss gewinnen neue Akteur_innen durch das Netz? Welche Gefahren bergen individuelle Einflussnahmen, insbesondere wenn es um diskriminierende Stellungnahmen geht? Was ist das Problem bei Hassreden (Hate Speech), v.a. in Hinblick auf rassistische oder antisemitistische Positionen? Wie können Manipulationen, gezielte Desinformationen und Hetze im Netz erkannt und bewertet werden? Wo genau lässt sich die politische Bildungsarbeit einbringen und gestalten, um menschenfeindlicher Kommunikation entgegenzusteuern?

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Hügelmann: Durch die Omnipräsenz des Smartphones steige der Dopaminhaushalt der Menschen. Dadurch sinke die Fähigkeit, langfristig rationale (Wahl-)Entscheidungen zu treffen. Politiker_innen könnten die Wahrnehmung der Wähler_innen mit ihrem Social-Media-Auftritt maßgeblich zum Positiven beeinflussen. Der Medienwechsel hin zum Smartphone sei somit von großer Bedeutung für zukünftige Wahlergebnisse.

Impuls 2 / Ahmad Haschemi & Hoang: Menschen in der Kinder- und Jugendarbeit haben nicht nur eine Vorbildfunktion, sondern auch einen Schutzauftrag gegenüber jungen Menschen und insbesondere von Rassismus Betroffenen. Sie müssen die digitale Welt kennen, um die Jugendlichen zu verstehen und deren Schutz und die Aufklärung vor diversen Diskriminierungsformen zu gewährleisten. Die Lebensrealität von Personen, welche von mehreren Diskriminierungsformen betroffen sind, muss in ihrer Ganzheitlichkeit erkannt werden, um deren Selbstwirksamkeit stärken zu können.

Auf Social Media und Gaming-Plattformen zeigt sich eine zunehmende Interaktion von Rechtsextremen und damit eine verstärkte Handlungsbereitschaft dieser. Spiele haben oft einen politischen Hintergrund und Einfluss. Es ist wichtig, Erzählungen in Spielen zu erkennen und eine eigene Position dazu zu entwickeln. Social Media eröffnet aber auch eine neue Reichweite und Community für marginalisierte Gruppen. Einige Gaming-Communities unterstützen Demokratie und Vielfalt. In Deutschland gibt es die Keinen Pixel den Faschisten-Initiative.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Jugendarbeit und Aufklärung sollten dort stattfinden, wo die Jugendlichen sind, z.B. in Gaming-Foren und auf Social Media. Die Gaming-Szene sollte in der Jugendarbeit mitgedacht und Smartphones gezielt im Unterricht eingesetzt werden. Es ist wichtig, die Mechanismen von Spielen und Algorithmen zu verstehen, um sich im Zweifel davon distanzieren zu können. In Kontrolle darüber zu bleiben, was man im Internet über sich preisgibt, erfordert eine hohe Medienkompetenz. Offene Frage ist dabei: Sollte Medienkompetenz dem Medienkonsum vorausgehen oder folgt Medienkompetenz aus dem Medienkonsum? Und mit welchen Folgen?

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis? Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Die Reaktion auf rezipierte Inhalte im Internet geschieht heutzutage sehr schnell: Diskriminierende Posts in den sozialen Medien würden häufig weitergeleitet, ohne sie richtig zu verstehen. Bei rassistischen Äußerungen sollte die Grenzüberschreitung sofort aufgezeigt werden, selbst wenn man das perfekte Argument nicht direkt parat hat. Das stärkt die eigene Haltung, verändert die Atmosphäre im Raum und Mitzuschauer_innen werden durch die gesehene Intervention ermutigt. Als Organisation sollte man eine Haltung zu Themen der Diversität und Digitalisierung entwickeln und diese ins digitale Netz hineintragen.

Von beleidigenden Kommentaren bis hin zu gefährlichen Drohungen und Erzählungen: Die Kommunikation im Internet reduziert die Hemmschwelle für den Ausdruck von diskriminierenden, menschenverachtenden Anfeindungen und Ideologien. Das Netz bietet eine Plattform für rassistisch, oftmals antisemitisch motivierten Fehlinformationen und verschwörungsideologische Propaganda. In der Konsequenz führt die (Aus-)Nutzung des digitalen Aushandlungsraums zunehmend zu einer gesellschaftlichen Polarisierung und Spaltung. Da die sozialen Medien mittlerweile der breiten Gesellschaft als wichtige Quelle zur Meinungsbildung und Informationsbeschaffung dienen, ist die Auseinandersetzung mit Verschwörungsideologien im Netz wesentlicher Gegenstand politischer Bildungspraxis. Es fragt sich: Wie wirken Verschwörungsideologien und was ist notwendig, um einen respektvollen und diskriminierungsfreien Umgang miteinander im Netz zu stärken? Wie rassistisch und antisemitisch sind Verschwörungsideologien? Wie kann auf individueller Ebene agiert werden? Welche Wissensbestände müssen dafür geschaffen werden, um Widerstandfähigkeit zu stärken?

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Nocun: Der Glaube an Verschwörungsideologien gibt Menschen eine Struktur: Selbst wenn alles in Scherben liegt, gibt einem der Glaube daran, Teil einer kleinen, exklusiven Gruppe zu sein, eine Verschwörung aufzudecken und die Möglichkeit, in Momentes der Unsicherheit Kontrolle zu besitzen.

Impuls 2 / Camara: Verschwörungsideologien arbeiten mit rassistischen Bildern und Unwahrheiten. Sie dienen als „Manipulationselement“ und verbreiten rassistische und/oder antisemitische Narrative. Dabei wirken sie sehr stark auf den Alltag der Menschen, die zum Feindbild stilisiert werden.

Impuls 3 / Echtermann: Verschwörungsideologien verbreiten sich durch digitale Medien immer schneller. Das investigative Recherche-Zentrum innerhalb CORRECTIV arbeitet einerseits an der Sensibilisierung dafür und leistet gleichsam Aufklärungsarbeit über aktuelle, digital verbreitete Ideologien anhand ihres ‚Faktenchecks’.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Die Rolle der Schule wird diskutiert und dabei festgestellt: Lehrer_innen bräuchten mehr Zeit für politische Auseinandersetzungen. Nicht nur im Fach Politik, sondern auch andere Fächer sollten eine Brücke schlagen, um mangelnder Politisierung zu begegnen. Dies geht Hand in Hand mit einer Verstärkung außerschulischer politischer Bildungsarbeit. Allerdings können außerschulische Bildungsträger_innen Menschen schwerer erreichen als es die Schulen tun. Daher sprechen sich die Teilnehmenden für eine stärkere Zusammenarbeit von schulischer und außerschulischer Bildung aus.

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Der Bedarf an Argumentationstrainings gegen Verschwörungsideologien – ähnlich wie Argumentationstrainings gegen rechte Parolen – in analogen und virtuellen Räumen werde in der Zukunft steigen. Akteur_innen der außerschulischen Bildungsarbeit sind hier besonders gefragt. Dazu gehört auch die Schulung von Lehrkräften, die oftmals vor der Herausforderung stünden, nicht sensibilisiert genug zu sein für neue Erscheinungsformen von Verschwörungsideologien und -gruppierungen. Daher würden zunächst verschwörungsideologische Symboliken nicht erkannt.

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Im diversitätssensiblen Bildungskontext müssen klare Grenzen gezogen werden: Antisemitische und/oder rassistische Verschwörungsideologien sollen keinen Platz erhalten. Dabei ist wichtig, dass Nichts-Tun oftmals als Zustimmung gewertet wird. In Gruppen bestehe die Gefahr, dass Verschwörungsideologien aufgrund von Gruppenzwang auf Zustimmung stießen. Viele der Ideologien können marginalisierte Gruppen aus den Klassenverbänden betreffen (z.B. Jüdinnen und Juden) und bergen daher Gefahr für sozialen Ausschluss.

Digitale Medien spielen im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine sehr große Rolle. Die realen und virtuellen Lebensräume sind miteinander verschränkt und beeinflussen ihre unmittelbaren Erfahrungswelten, ihr Denken und Handeln. Online-Partizipation als Möglichkeitsraum für selbstbestimmte und mündige Teilhabe an Politik und Gesellschaft ist aber kein Selbstläufer. Digitale Jugendbeteiligung muss sich an die Lebensumstände der sogenannten „digital natives“ anpassen – das gilt für die Inhalte als auch für die konkrete Umsetzung. Anhand von Beispielen migrantischer Jugendselbstorganisationen und unabhängiger People of Color gibt das Jugendnetzwerk Young Schura einen Einblick in das Spektrum digitaler Partizipationsmöglichkeiten.

Young Schura ist ein muslimisches Jugendnetzwerk in Niedersachsen mit dem Ziel, regionale Jugendgruppen zu gemeinsamen Projekten anzuregen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von gemeinsamen Angeboten, wie Begegnungen, zielgruppenrelevanten Veranstaltungen und verschiedenen Qualifizierungsmöglichkeiten, um muslimische Jugendarbeit in Niedersachsen zu professionalisieren.

Erkenntnisse aus den gemeinsamenen Diskussionen

Über Soziale Medien könne man Jugendliche einfach und mit wenig Ressourcen erreichen. Snapchat und TikTok sind für viele Jugendliche „safe spaces“. Jugendliche mit Migrationsgeschichte haben Spaß an Technischem und eigenen Projekte, wissen aber oft nicht, wie sie dafür Förderung bekommen können.

Welche Rolle können Fachkräfte einnehmen?

Fachkräfte können Vorbilder, Begleiter_innen und Lernende sein (muss nicht alles auf einmal). Dabei sollten sie transparent machen, was sie über Online-Plattformen wissen und die Expertise der Jugendlichen anerkennen.

Was sollten Fachkräfte wissen und können?

Fachkräfte sollten einen Überblick über Plattformen und deren Zielgruppe, Funktionslogik, sowie Gefahren haben. Sie müssen aber nicht alles wissen und sollten bei Bedarf Expert_innen einladen.

Wie kann diversitätssensible Bildung ermöglicht werden?

Mit Zeit und aktiver Ansprache: Kooperationspartner_innen, die Kontakt zu diversen Jugendlichen haben, können helfen, aber Organisationen sollten auch ihre eigenen Multiplikator_innen und Referierenden aktiv diverser zusammenstellen.

Die Daten von Netznutzer_innen sind mittlerweile zur heißbegehrten Ware herangewachsen, die im virtuellen Dschungel verschwinden und an anderer Stelle wiederauftauchen – oftmals ohne, dass sich Nutzer_innen darüber im Klaren sind. Personalisierte wie nichtpersonalisierte Daten werden missbraucht, etwa indem sie an Dritte verkauft werden, um wiederrum Algorithmen für künstliche Intelligenzen weiterzuentwickeln. Auch für Formen der digitalen Sozialkontrolle werden Daten (aus)genutzt. Prozesse demokratischer Meinungsbildung unterliegen heute also medialen Einflüssen, die wiederrum von Algorithmen gezielt gesteuert und beeinflusst werden können. Ein sensibler Umgang mit Daten im Sinne informationeller Selbstbestimmung ist daher nicht zu unterschätzen. Das kompetente, reflexive Handeln der Bürger_innen steht unweigerlich auf dem Prüfstand. Die Komplexität der Prozesse führt oftmals zu Überforderung und erfordert neben politischer Medienkompetenz immer stärker auch technologische Kompetenzen. Welchen Beitrag politische Bildungsarbeit hier leisten sollte und kann, wird durch praktische Beispiele vorgestellt.

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Le: Nhi Le veranschaulicht an aktuellen Beispielen, dass die Algorithmen verschiedener großer Social-Media und Internet Unternehmen nicht-weiße Menschen diskriminieren. Um das zu ändern müssen, so Nhi Le, die Entwickler_innen-Teams diverser und nicht-weiße Technik-Projekte finanziell gefördert werden.

Impuls 2 / Blaar: Jugendliche müssen lernen, die Freigiebigkeit mit ihren persönlichen Daten im Internet kritisch zu hinterfragen, betont Tatjana Blaar. Sie stellt des Projekts „Big Data Labor“ vor. Im Rahmen dieses Projekts wurden in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung spielerische Methoden und Materialen für Multiplikator_innen zu dem Thema „Big Data“ entwickelt.

Impuls 3 / Lordieck: Das jfc-Medienzentrum hält eine schrittweise Herangehensweise an das Thema Big Data für sinnvoll und hat deswegen einen Online-Lern-Parcours für Jugendliche entwickelt. In fünf Schritten können sich die Nutzer_innen mit verschiedenen Methoden, Lernvideos und Dossiers über das Thema „Big Data“ und persönliche Handlungsoptionen informieren.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Die vorgestellten Methoden und Materialien stoßen unter den Teilnehmenden auf große Begeisterung. E. Lohrdiek fordert, Nutzer_innen Sozialer Medien sollten zur „digitalen Selbstverteidigung“ befähigt werden. In der Diskussion folgte die Einsicht, dass eine gesamtgesellschaftliche Debatte über „Big Data“ notwendig sei. Anschließend wurde über die Möglichkeiten staatlicher Regulierungen diskutiert. Die Frage wird aufgeworfen, wie politische Bildungsarbeit überhaupt schnell genug auf die rasanten Entwicklungen in der Technik-Branche reagieren könne.

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Durch seine Komplexität sei das Thema „Big Data“ in der außerschulischen Bildung eine große Herausforderung. Auch die Bildungseinrichtungen selbst müssten ihre Mitarbeitenden dazu weiterbilden. Bei der Vermittlung müsse darauf geachtet werden, dass keine Ohnmachtsgefühle aufkämen, sondern immer niedrigschwellige Handlungsoptionen aufgezeigt werden. Es gibt bereits Methoden und Materialien zu dem Thema, aber das Feedback und die Vernetzung zwischen den Entwickler_innen und Nutzer_innen dieser Angebote sollte weiter ausgebaut werden.

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

„Diskriminierung ist kein Technik-Problem“ erklärt Nhi Le.  Das Problem sei „wer die Algorithmen schreibt, wer sie mit Daten füttert, wer auswählt und welche Projekte und Teams finanziert werden“. Data Justice sei wichtig, weil die Probleme und Bedürfnisse bestimmter sozialer Gruppen ohne sie ausgeblendet werden. Darüber müsse die politische Erwachsenenbildung andere aufklären und sich selbst kritisch reflektieren.

Die rechtlichen, technischen und politischen Rahmenbedingungen, in denen ein souveränes Agieren im Netz möglich ist, sind auch für die politische Bildung von zentraler Bedeutung. Themen wie Datensicherheit im Sinne der DSGVO, Datensouveränität, sicheres Surfen, Verschlüsselung und Cybermobbing rücken immer mehr in den Fokus der politischen Bildungsarbeit – sowohl im Kontext der eigenen alltäglichen Arbeit als auch in Hinblick auf Vermittlungsziele und -praxis. Was aber genau bedeuten diese Themen für die medienpädagogische Arbeit in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung? Welche Anwendungsmöglichkeiten bzw. -notwendigkeiten gibt es? Welche Beratungsbedarfe gibt es seitens der Bildungspraxis?

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Wawrzyniak: Digitale Mündigkeit für Kinder würde durch die Vermittlung von Zusammenhängen verständlich, z.B. von Fake News über Algorithmen und Bots zu Hate Speech. Es brauche hierfür neue Methoden. Dafür sei das Lexikon „# kids # digital # genial“ mit Begriffen aus dem digitalen Bereich mit Bezug zu Datenschutz hilfreich.

Impuls 2 / Wittmann: Bei JUUUPORT beraten Jugendliche von Cybermobbing betroffene Gleichaltrige. Die Beratung erfolgt unter anderem über den Messenger WhatsApp. Der Verein beurteile den Dienst zwar kritisch, jedoch als Notwendigkeit zur Kommunikation und möchte ihn so datensicher wie möglich gestalten. Dafür greife JUUUPORT auf „Messengerpeople“ als Schnittstelle zurück.

Erkenntnisse aus der Abschlussrunde

Jede Zielgruppe schaue ganz unterschiedlich auf das Thema. Die Schnittmenge zwischen Erwachsenen sei ähnlich, aber mit der Sicht vom Kinder weniger. Die Nutzung zwischen den verschiedenen Gruppen innerhalb der jüngeren Generationen sei dabei sehr ähnlich. Am Wichtigsten sei es Altersgruppengerecht zu denken und thematisch grundlegend ethisch anzusetzen sowie das vorhandene Expert_innenwissen ernst zu nehmen. Dafür brauche es eine neue Struktur von flexiblen (Micro-)Fortbildungen im schulischen und außerschulischen Bereich.

Empfehlungen

Alternative Möglichkeiten für Messenger, Browser, Suchmaschinen, Videokonferenzen, etc.: https://digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung

Software-Ideen für Schulen (keine vollständige Liste): https://digitalcourage.de/blog/2020/freie-software-fuer-schulen

Software, die NICHT für Schulen geeignet ist (keine vollständige Liste): https://digitalcourage.de/blog/2020/datenfresser-an-schulen

YouTube und Podcasts sind vor allem bei Jugendlichen als Austausch- und Erlebnisräume nicht mehr wegzudenken. Sie bestimmen den Alltag von Millionen von Menschen und dienen nicht selten als vielseitige Informationsquelle wie auch als schnelllebiger Verbreitungskanal. Gerade für politische Bildungsakteur_innen lassen sich diese Medien zielgruppengerecht gestalten und in der Praxis einsetzen. Aber wie genau sehen die Zugänge und Themen aus? Was gibt es bei der Konzeption und Umsetzung zu beachten? Wie bzw. inwiefern lassen sich bestimmte Medien für die politische Bildungsarbeit einsetzen? Erfolgreiche Contentcreator_innen, die sich v.a. durch ihre rassismuskritische Zielsetzung auszeichnen, stellen sich und ihre Kanäle vor. Im gemeinsamen Austausch rückt die Frage nach diversitätssensible Mediengestaltung im Vermittlungskontext in den Mittelpunkt.

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Karakaya: Karakaya Talks ist die erste Talkrunde, die Menschen mit Marginalisierungserfahrung eine Plattform bietet. Denn diese sind in der Medienlandschaft unterrepräsentiert. Ihnen fehlen dadurch Vorbilder, die ähnliche Erfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, sexuellen Orientierung, etc. in dieser Gesellschaft machen.

Impuls 2 / Cuso: Da queeren Menschen asiatischer Zugehörigkeit Vorbilder fehlten, wurde der Podcast DIASPOR.ASIA ins Leben gerufen. Neben dem historischen Bezug ist ein kritischer Umgang mit den eigenen Rassismen elementar. Trotz der Unterstützung der Community bleibt es aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel eine Herausforderung, sich für die wachsende Community einzusetzen und gleichzeitig auf die eigenen Belastungsgrenzen zu achten.

Impuls 3 / Ohanwe: Der Podcast Kanackische Welle richtet sich an BiPOCs (Black, Indigenous and People of Color) und Migrant_innen in Deutschland. Während weiße Deutsche gewisses kulturelles Wissen meist voraussetzen und in den Medien nicht zusätzlich erklären, basiert dieser Podcast auf kulturellem Wissen, welches weiße Deutsche meist nicht besitzen. Verschiedene Formate für BiPOCs und Migrant_innen sollten nebeneinander existieren und sich gegenseitig unterstützen.

Impuls 4 / Yeboah: Yeboah möchte mit seinem Kanal Yeboahs VLOGS die Person sein, die er in seiner Jugend und Kindheit gebraucht hätte. Obwohl viele schwarze Menschen in Deutschland leben, gibt es kaum Youtube-Kanäle von und für schwarze Menschen im deutschsprachigen Raum. Von Fanpost weiß er, dass er einige Kinder dazu bewegen konnte, ihre eigene Hautfarbe zu lieben oder den Mut aufzubringen, die Sprache ihrer Eltern zu sprechen.

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Es gibt immer noch so viele Menschen, die unsichtbar bleiben. Vernetzung ist der erste Schritt, um Druck ausüben und sich für eine diversere Medienlandschaft einsetzen zu können. Wenn junge Menschen Vorbilder haben, die ihre eigene Herkunft öffentlich thematisieren, fällt es ihnen leichter, über ihre eigenen Themen zu sprechen. Leitfragen bei der Erstellung von Content sollten sein: Was ist für unsere Zielgruppe interessant? Wer ist normalerweise unterrepräsentiert? Diversität sollte nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera Realität sein. Bei Diskussionen um Rassismus sollten stets die Betroffenen im Zentrum stehen.

Erkenntnisse aus der Abschlussrunde

Es braucht die Abbildung einer diversen Gesellschaft, die Repräsentation der Menschen und ihrer Kompetenzen sowie Vernetzungsmöglichkeiten für Menschen mit ähnlichen Lebensrealitäten und die finanzielle Förderung und Anerkennung solcher Formate von anderen Seiten. Alle stünden in der Verantwortung zu reflektieren, wer sie sind, was sie (nicht) wissen und von wem sie lernen können. Der Appell in diesem Themenraum: „Werdet euch eurer eigenen Begrenztheit bewusst, aber seid auch nachsichtig mit euch. Schreitet in Situationen ein, in denen rassistische Äußerungen fallen. Findet Wege, Menschen mit euren Themen zu erreichen. Entdeckt eure intrinsische Motivation, etwas zu verändern.“

Eindrücke von der Tagung