4. VON DER MOBILISIERUNG ZUM ENGAGEMENT: AKTIVISMUS IM NETZ (digital)

Vom Hashtag auf die Straße?! Der schnelle und individuelle Zugang über das Internet eröffnet neue Einstiegsoptionen für politisches und zivilgesellschaftliches Engagement – besonders für Perspektiven und Menschen, die in klassischen Formen des Engagements kaum bis gar nicht vertreten sind bzw. werden. Aber wie weit reicht das Potential von digitalem Aktivismus? Lässt sich virtuelle Beteiligung und Mobilisierung in den realen Raum übersetzen? Welche Chancen ergeben sich besonders in Hinblick auf inklusives, nachhaltiges und rassismuskritisches Engagement? Und wo liegen die Grenzen des Netzaktivismus?

 

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Lauter: Durch die vorgestellte Bildungsplattform WeDECIDE.de des Landesjugendring Niedersachsen e.V. sollen junge Menschen mit niedrigschwelligen Angeboten zum gesellschaftlichen Engagement angeregt werden. Beispielsweise ermöglicht sie, Schnittstellen zu politischen Entscheidungsträger_innen aufzubauen.

Impuls 2 / Krauthausen: Im Engagement um Sensibilität für Barrierefreiheit und Inklusion arbeitet das Team der Sozialheld*innen aktiv daran, Belange von Menschen mit Behinderung den Blick der Öffentlichkeit bringen. Als unterrepräsentierte Gruppe nutzen sie das Internet, um sich über lokale Strukturen hinaus zu vernetzen.

Impuls 3 / Schindler: Rassismuskritischer Medienaktivismus und Community-Empowerment aus der Perspektive asiatisch- deutscher Menschen stehen auf der Agenda des gemeinnützigen Vereins Korientation e.V. Netzwerk für asiatische Perspektiven e.V. . Anlass für den Medienaktivismus gaben rassistische Berichterstattungen über COVID-19.

Impuls 4 / Hoppe: In ihrer Forschung geht Frau Dr. Hoppe u.a. der Frage nach, wie und wann die digitale Mediennutzung zu politischen Handlung in Offline-Räumen übertragen wird. Beispielsweise spiele die digitale Kommunikation und Vernetzung in Bezug auf Mobilisierung und Engagement in der Klimadebatte eine wichtige Rolle.

 

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

Es wird diskutiert und festgestellt, dass Engagement oft aus Betroffenheit entstünde. Menschen, die sich engagieren, seien auf persönlicher/ globaler/ lokaler Ebene häufig selbst betroffen. Digitale Räume können hier Anschlüsse zur überregionalen Vernetzung bieten und neue Diskurse anregen. Dies sei insbesondere für unterrepräsentierte Gruppen elementar.
Darüber hinaus verdeutliche die Verlagerung auf digitale Räume im Zuge der Corona-Pandemie auch die Wichtigkeit der politischen Arbeit im Internet.

 

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Zunächst werden digitalen Räumen sehr hohes Potential für die Politisierung (junger) Menschen zugesprochen. Als eine Herausforderung der außerschulischen Bildung im digitalen Raum wurde der Echokammer-Effekt diskutiert: Wie kann der Aktivismus nicht durch Filterblasen davon gebremst werden, eine vielfältige und große Gruppe von Menschen zu erreichen?
Gleichzeitig erhielten in Zeiten der Digitalisierung insbesondere Medienkompetenz-Schulungen eine wichtige Bedeutung für die Bildungsarbeit.

 

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Online-Räume können insbesondere marginalisierten Communities einen geschützten Raum bieten, Gemeinsamkeiten zu finden und zu nutzen. Diese Räume sollten auf formaler und informeller Ebene gestärkt werden – auch im Kontext pädagogischer schulischer und außerschulischer Praxis. Die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten haben großes Potential, sich in den Offline-Raum zu bewegen und hier gemeinsam für die persönlichen, im hegemonialen Diskurs wenig beachteten Themen einzustehen.

Personen

Kommunikationswissenschaftlerin und PostDoc / Universität Hamburg

Berliner. Autor. Moderator. Medienmacher. Botschafter. Inklusionsaktivist.

Referent für Jugendarbeit und Jugendpolitik beim Landesjugendring Niedersachsen

Medien- und Kulturwissenschaftlerin