3. (SOZIALE) MEDIEN IM WANDEL – WER FORMT, FILTERT UND PRÄGT UNSERE INFORMATIONEN?
Verschwörungsideologien, Manipulationen und Falschmeldungen – die digitale Gesellschaft ist stark anfällig für Desinformationen. Das lässt das Enthüllen von (Un)Wahrheiten zu einer neuen Herausforderung werden. Der Anspruch des aufklärerischen Journalismus zur gesellschaftlichen Meinungsbildung ist somit einem grundlegenden Strukturwandel ausgesetzt. Eine wesentliche Rolle spielen die Möglichkeiten interaktiver und teilhabebasierter Kommunikation im Internet, die das Rollengefüge zwischen Medienschaffenden und ihren Empfänger_innen verändern. Denn dabei verlieren die klassischen Medien im digitalen Zeitalter zunehmend ihre Funktion als sogenannte Gatekeeper: Klassische Medien sind längst nicht mehr die einzigen Akteur_innen, die maßgeblich die Selektion, Gestaltung und Verbreitung von Nachrichten bestimmen. Die Nutzer_innen der digitalen Medien können selbst zu Produzierenden und Interpret_innen ihrer jeweils eigenen Wirklichkeit werden.
Erkenntnisse aus dem Themenraum
Impuls 1 / Hierse: Journalismus müsse sich im Zuge der Digitalisierung mehr selbst erklären. Die Möglichkeiten der Interaktion nehmen zu – das gibt die Chance auf Selbstkritik zu reagieren und mehr Menschen den Raum zu geben sich einzubringen. „Leisere“ Stimmen bräuchten klassische Medien nicht mehr als Verstärker.
Impuls 2 / Schemmerling: Digitale Medienbildung sensibilisiert Jugendliche für Fake News, regt an, Handeln im Netz zu reflektieren und hilft, Netzkultur mitzugestalten. Peer-to-peer-Ansätze sind effektiv, aber es ist auch wichtig, dass Kinder sich an Erwachsene wenden können, wenn ihnen im Netz etwas komisch vorkommt. Daher ist politische Medienkompetenz kein exklusives Thema der Jugendbildung, sondern für alle Altersgruppen.
Impuls 3 / Schmitt: Angebote der politischen Bildung im digitalen Raum müssen Referentialität, Algorithmizität und Gemeinschaftlichkeit bedenken. In welchem Kontext erreiche ich meine Zielgruppe? Das Netz bietet die Chance mehr Leute zu erreichen, aber Sendeorganisation könnte von der Zielgruppe nicht akzeptiert werden.
Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit
Neue Konflikträume im Internet finden meist ohne pädagogische Begleitung statt und „Digital Immigrants“ können nicht immer Vorbild sein. In digitalen Räume veränderten sich Rollen und man tritt häufiger als Einzelperson, nicht als Vertreter_in einer Organisation auf. Nicht überall sei es leicht, an Referierende zu kommen: Digitalisierung kann bei der Suche helfen und digitale Workshops sind eine günstige Alternative. Für die Zielgruppe „interessierte Erwachsene“ fehlten allerdings oft Angebote der Medienbildung.
Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?
Multiprofessioneller Austausch ist wünschenswert, aber die Selbstselektion für Veranstaltungen sei ein Problem. Viele Pädagog_innen würden durch ihre Institution in der Nutzung Sozialer Medien eingeschränkt und hätten deshalb Schwierigkeiten ihre Zielgruppen hier zu erreichen.
Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?
Pädagog_innen werden nicht allein durch den Konsum von externen Bildungsmaterialien diversitätssensibel und können das Wissen daraus nicht immer weitervermitteln. Es reiche auch nicht aus, als einzige Maßnahme diversere Menschen an Bord zu holen, sondern alle müssen sich mit den Themen beschäftigen. Betroffene von Diskriminierung dürften nicht ungefragt zu Expert_innen gemacht werden.
Personen
leitet die Abteilung Praxis des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Referentin für Digitalisierungsforschung am Center for Advanced Internet Studies (CAIS)