1. UNTERNEHMEN, KONTROLLE, RECHTE – WER HAT DIE MACHT IM NETZ? (digital)

Das Internet bildet einen großen, diversen und sozialen Kommunikations- und Vernetzungsraum. Im Hintergrund agieren Konzerne, die Maschinen und Techniken einsetzen, um eine komplexe Datenökonomie zu betreiben: Bei jedem Klick und jeder Handlung sammeln und kontrollieren sie Daten. Gesellschaftlich vorhandene Machtverteilungen und Diskriminierung fließen auch in Algorithmen ein. Doch wie funktioniert die Informationsverteilung im Netz technisch überhaupt? Wer kontrolliert sie wirklich und wo bleibt das Recht auf die informationelle Selbstbestimmung? Betreffen diese neuen Mechanismen auch die politische Meinungsbildung der Öffentlichkeit? Welche Machtasymmetrien zeichnen sich ab? Wie kann eine rassismuskritische politische Bildung in diesem Feld aussehen?

Erkenntnisse aus dem Themenraum

Impuls 1 / Gapski: Individuum, Digitale Gesellschaft und Digitale Medien stehen in wechselseitigen Beziehungen. Diese sollen durch eine interdisziplinäre Neuverfugung innerhalb der politischen Bildung bedacht werden, um ein „starkes Subjekt“ im „soziotechnischen Projekt“ zu fördern.

Impuls 2 / Karabulut: Künstlische Intelligenz greift auf Daten zurück, die aus der realen Gesellschaft stammen und kann Ungleichheiten somit verschärfen. Menschen, die Technik     programmieren, sollten dafür sensibilisiert sein. Außerdem braucht es Veränderungen auf struktureller, wie auch auf Individualebene.

Impuls 3 / Nocun: Grenzen zwischen Werbung und gezielter Manipulation verwischen. Algorithmen werden in vielen Bereichen unter Ausschluss von Betroffenen entwickelt. Da wir in einer strukturell rassistischen Gesellschaft leben, gibt dies Raum für datenbasierte Diskriminierung. Es braucht Schutz der Daten aus Solidarität.

 

Erkenntnisse aus der Gruppenarbeit

In der Gruppenarbeit wurden verschiedene Problemfelder diskutiert. Zum einen wurden Hindernisse in der Bildungsarbeit benannt, da die Technik stets weiter sei als die Bildungspläne. Zudem stellte sich die Frage ob es zunächst Wissen über eine digitale Gesellschaft braucht oder ob der Mensch erst innerhalb dieser digitalen Welt handeln muss um sich (selbst) aufzuklären. In Hinblick auf die konkrete Bildungsarbeit wurde u.a. eine stärkere Zusammenarbeit mit Influencer_innen als Handlungsoption hervorgehoben.

 

Abschlussrunde: Welche Erkenntnisse ergeben sich in Hinblick auf die außerschulische Bildungspraxis?

Die Landschaft der außerschulischen Bildung ist sehr heterogen und teilweise schwer zu überschauen, daher braucht es Netzwerkangebote um die Bildungsarbeit zu stärken und interessante Angebote sichtbarer zu machen. Insbesondere für den Bereich der politischen Medienkompetenz müssen neue Netzwerke gebildet werden bzw. bestehende Netzwerke besser genutzt werden, um neue Formate für diese Themen zu finden. Dabei sollte im Mittelpunkt ein systematisches Erzählen von konkreten Beispielen, Geschichten und Lösungen, welche die medienbezogenen Lebensrealitäten der Zielgruppen treffen stehen, um das komplexe Themenfeld der Digitalisierung und Technik zu dekonstruieren.

 

Abschlussrunde: Was bedeutet das für eine diversitätssensible Bildung?

Um den Umgang mit den eigenen Daten grundlegend zu bearbeiten, sei es notwendig, die Menschenrechte in den Vordergrund zu stellen und den Solidaritätsaspekt herauszustellen. Es gehe nicht darum, dass Jugendliche sich selbst und ihre Aktivitäten verbergen müssen, sondern dass sie selbstbestimmt und dabei solidarisch mit benachteiligten Gruppierungen agieren, welche aus guten Gründen ihre Daten schützen dürfen sollten.

 

Empfehlungen

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Personen

Leiter Bereich Forschung am Grimme-Institut in Marl

Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes

Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin im Spannungsfeld Digitalisierung und Demokratie